CLVII - Patriarchale Sichtbarkeit beim Thema Sex

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JasminRheinhessen
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CLVII - Patriarchale Sichtbarkeit beim Thema Sex

Beitrag von JasminRheinhessen » 27 Nov 2016, 09:12

Aphorismus zum Thema Sex und Sexworking:

„Die sexuelle Anziehungskraft der Frauen, die Frauen selbst zur Lust gereicht,
oder ihr im kapitalistischen System ökonomische Vorteile bringt, wie beim Sexworking,
zu verbieten, zu stigmatisieren oder moralisch abzuwerten,
ist und wäre genauso
als würden die Muskeln der Männer, mit denen sie Arbeit verrichten,
die ihnen im kapitalistischen Systen ökonomische Vorteile bringt in gleichem Maße
zu verbieten, zu stigmatisieren oder moralisch abzuwerten.“

In beiden Fällen geht es um eine naturgegebene Grundeigenschaft der Körper von Frau und Mann.

In beiden Fällen handelt es sich um naturgegebene Vorteile von Frauen und Männern.

Der Vorteil der Frauen darf aber für die Frau selbst nicht zu ihrem Nutzen gereichen.

Der Vorteil liegt in ihrer sexuellen Anziehungskraft und in ihrer völlig anderen Sexualität,
die Frauen ebenfalls nicht zugestanden werden soll, oder sagen wir besser "gegönnt" wird.
Im Sinne von "Gunst" erweisen.
Denn das was Frauen tun und machen dürfen, bedingt die Gunst des Patriarchat.

Immer wenn die sexuellen Vorteile der Frau zu ihrem Nutzen selbst gereichen,
ist der Mann zur Stelle und reglementiert diese:

Patriarchale Religionen kolportieren den Kult, die Klitoris der Frau abzuschneiden.

Religionen sowie säkulare Weltbilder geben dem Mann die Freiheit,
die Frau jederzeit zu benutzen, auch gegen ihren Willen, wehrt sie sich,
ist sie keine „gute“ Frau, wird abgewertet, bestraft.

Der Paragraph 177 stand in Deutschland bis 1997 im Strafgesetzbuch,
wonach Ehefrauen zu Willen sein mussten, jederzeit,
wann immer der „Ehe“-Mann wollte.
Hier sehen wir die patriarchale Unterdrückung der Frau innerhalb wie ausserhalb von Religionen:
Bei der Verbindung von Gesetzgeber, der säkularen Welt mit der Religion, durch die nicht nur säkulare,
sondern auch religiöse Instanz der Ehe.

Sex wird per se immer besonders dann moralisch abgewertet,
wenn die Frau einen Nutzen für sich hat:
Eine Frau ist eine Hure, Nutte, Schlampe, Flittchen, alles Wörter mit negativer Konnotation,
bereits auf der Stufe von Schimpfwörtern,
wenn Frauen ihrer Lust nachgehen, mit wechselnden Partnern wie sie es möchten.
Wenn Männer das gleiche tun, werden sie mit Wörtern wie:
Casanova, Playboy, Schürzenjäger beschrieben, alles Wörter mit denen sich Männer untereinander auszeichnen,
sozusagen ein Qualitätssiegel, und sich gegenseitig auf die Schultern klopfen.

Tatsächlich war (ist) es so, dass wenn Männer ihrem „Kumpel“ davon berichten,
ihrer Frau "zuHause" es mal so richtig gezeigt zu haben, "wer die Hosen an hat" (sie vergewaltigt hat),
er von seinem Kumpel, wenn dieser als „richtiger“ Mann gelten will,
wohlwollend und diese Tat begrüssende Resonanz erhält.

Der körperliche wie auch seelische mit Worten vergewaltigende Mann wird bewundert,
denn er sorgt dafür, dass die Frau ihren Platz zugewiesen bekommt,
den sie im Patriarchat einzunehmen hat.

Wenn Frauen den „Mund“ aufmachen, nach einer körperlichen ode seelischen Vergewaltigung,
werden sie geächtet, mundtot gemacht, oder gesteinigt, je nach Land und Gesetz,
oder sollen wir sagen: Je nach Lust und Laune des patriarchal agierenden Mannes.

Wem diese Stelle in meinem Snapshot auf die sexuelle Rolle der Frau im Jahr 2016 zu überzogen erscheint,
weil er noch nicht aus seiner bereits liberalisierten, durch Frauen erkämpfte Welt hinausgeschaut hat,
der gibt einfach in Google die beiden Wörter: „Indien Vergewaltigung“ ein,
und bildet sich, ersetzt Nichtwissen durch Wissen.
Wer stärkere Nerven hat, kann auch „Steinigung Frauen“ eingeben.

Die „Hure“ und „Nutte“ ist ein negatives Wort in unserer androzistischen Moralwelt,
die Bezeichung des Mannes, der die Dienstleistung einer Frau in Anspruch nimmt,
wird „Freier“ genannt, ein Wort, dass neutral klingt, harmlos.
Dass Wörter wie "Hure" und "Nutte", nicht harmlos klingen dürfen,
den Status von Schimpfwörtern haben, mit denen Frauen diskretitiert werden,
haben wir patriarchal kolportierten Moralwerten zu verdanken.

Für viele wird dieser Text langweilig erscheinen,
es wurde doch schon zigtausendmal irgendwo gechrieben und erzählt,
in Talkshows, Dokumentationen, war Thema in Büchern, ja ja – das Patriarchat,
man kann es fast nicht mehr hören.
Diese Feministinnen und Feministen, mit ihrer ewigen Leier.

Diese Ignoranz ist beschämend.
Es ist die gleiche Ignoranz, wenn man weiß,
dass Produkte aus der Dritten Welt aus Kinderarbeit, Kindersklaverei entstanden sind,
und man sie trotzdem kauft.
Doppelmoral. Scheinheiligkeit. Bigotterie.
Solang man einen Nutzen davon hat, schweigt man.
Opportunität.

Die Falschheit der Behandlung von Frauen durch Männer sehen wir nirgendwo deutlicher,
als im Bereich der Sexualität und dem Sexworking.

Die Stigmatisierung von Sexworking, die Ungleichbehandlung dieser Dienstleistung reicht bis zum kompletten Verbot,
wie wir in der Gegenwart (Stand 2016) z.B. in jenem Land sehen,
dass die Wiege der Freiheit war, mit der französischen Revolution das Bürgertum entstehen liess: in Frankreich.
Das Patriarchat wirkt eben nicht nur in "alten Kulturen", sondern ist ständig präsent,
holt sich wie ein Krebsgeschwür bereits liberal gewordenes Territorium zurück.

Die Verhandlung des Themas Sex in der Gesellschaft macht genau sichtbar,
dass die sexuelle Anziehungskraft einer Frau für sie selbst nicht zum Nutzen gereichen darf.

An Kiosken sehen wir auf Titelblättern die Brüste der Frauen,
damit diese Zeitschriften gekauft werden,
genau wie im Beeich Marketing mit halbnackten Frauen für Produkte geworben wird.
Der patriachale Mann kauft sich also nicht nur das Produkt,
sondern unbewusst auch den Wunsch, die Frau zu besitzen.

Bist Du eine Frau, so bist Du zu bewundern, wie Du das alles ertragen kannst,
ohne jeden Tag auf die Strasse zu gehen.

Und nein - ich prangere nicht per se die Brüste auf den Titelblättern an.

Und nein - ich bin nicht gegen die Verwendung von weiblichen halbnackten
Frauenkörpern in der Werbung.

Sondern ich bin gegen den Modus, unter dem diese verwendet werden:
Stünden nackte Brüste auf Titelblättern, halbnackte Frauen in der Werbung,
für die Stärke der Frau,
für die Vereehrung ihrer sexuellen Anziehungskraft,
hätten wir ein ganz anderes Bild.

Sie stehen aber für ein Zeichen der Benutzung durch Männer.

Wenn sie für die Stärke und für die Vereehrung der Frau stehen würden,
hätten wir eine ganz andere Situation im Bereich Sexworking:
Wir würden diese Dienstleistung mit anderen Dienstleistungen
gesetzlich und moralisch gleichstellen.

Desshalb bin ich gegen die Postion von PorNo (Verbot von Pornographie)
von Alice Schwarzer.
Ich bin auch gegen ein Verbot von "Sex sells.

Frauen, die Werbeverträge für die Darstellung ihres Körpers bekommen,
oder Filmaufträge in Pornos, sind Frauen, die im kapitalistischen System
durch ihr Frausein einen ökonomischen Nutzen ziehen.
Genau wie Sexworkerinnnen.

Das muss erlaubt bleiben, frei und möglich sein.
Auf einer moralisch kulturellen liberalen gleichen Stufe,
als wenn dies Männer tun würden.

Wir schützen nicht die Frauen,
wenn wir sie einschränken,
ihre sexuelle Anziehungskraft einzusetzen.

Wir schützen Frauen,
wenn wir dafür kämpfen,
dass die Sichtweise und Moral
der Nutzung ihrer sexuellen Anziehungskraft liberalisiert wird,
von der negativen Doppelmoral-Wertung durch das Patriarchat befreit wird.

Und wer es bis zu diesem Punkt in meiner Abhanldung nicht verstanden hat,
was ich sagen will, eine Metapher:

Soll ich Sportwagenhersteller und Sportwagenfans bestrafen,
Sportwagen verbieten,
weil es Männer gibt,
die mit 300 km/h über die Autobahn fahren,
oder soll ich diese Männer lieber bestrafen,
und den Herstellern und Fans dieser Fahrzeuge,
ihre Freiheit lassen ?

Soll ich Pornofilmproduzenten und Darsteller bestrafen,
Porno verbieten,
weil es Männer gibt,
die Porno instrumentalisieren, ideologisieren und es als Synonym für die Frauenunterdrückung für sich betrachten,
oder soll ich lieber die Sichtweise dieser Männer ächten,
und den Filmproduzenten ud Darstellern von Porno,
ihre Freiheit lassen ?

Ja - ein Mann der eine "Hure" besucht, wird "Freier" genannt,
er "befreit" die Frau aus ihrem "Hurendasein"
aber was, wenn das "Hurendasein" ihre Freiheit ist,
und die Beziehung oder Ehe mit einem Mann im Patriarchat der Knast ?



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